Wildbienen ansiedeln oder Bienen halten? Oder gibt es auch Kompromisse? Wildbienen ansiedeln ist ökologisch gesehen auf jeden Fall sinnvoll im Vergleich zum intensiven Bienen halten.
Denn um Bienen intensiv zu halten, muss man als Imker erheblich in die natürlichen Abläufe eines Bienenvolkes eingreifen. Wildbienen machen auch ganz klar ungleich weniger Arbeit als die Imkerei im eigentlichen Sinne.
Andererseits:
Auf viel Honig oder auch Propolis können Sie aber nicht rechnen, wenn Sie „nur“ Wildbienen halten wollen. Wir wägen das Für und Wider ab und schauen, welche Zwischenlösungen es möglicherweise gibt.
Summ summ summ – Bienchen summ herum …
Bienen im Garten halten – lohnt sich das und wenn ja für wen? Was spricht dafür, was dagegen?
Und mit welchem Aufwand müssen Sie rechnen, wenn Sie in Ihrem Garten Bienen halten wollen?
Ein Garten ganz ohne Bienen, Hummeln und andere Insekten können Sie sich vielleicht nicht einmal vorstellen. Und wenn doch – er wäre vermutlich nicht besonders lebendig um nicht zu sagen leblos.
Von diesem Gedankenexperiment mal abgesehen sind Bienen und andere Insekten besonders für alle Fans von eigenem Obst ganz besonders wichtig.
Ohne Bienen, Wespen und Hummeln keine Äpfel, keine Kirschen, keine Stachelbeeren.
Also Bienen im Garten – ja natürlich! Stellt sich die Frage:
Wildbienen ansiedeln oder Bienen halten?
„Nur“ Wildbienen anlocken und im eigenen Garten auf Dauer ansiedeln oder Bienenzucht getreiben und eigene Bienen im Garten halten. Worauf der Unterschied hinaus läuft – ist schnell umrissen:
Der Aufwand, Wildbienen anzulocken hält sich, obgleich sie natürlich etwas tun muss, in überschaubaren Grenzen. Ein ganz anderer Schnack wäre die Entscheidung, ob Sie in die Imkerei einsteigen wollen. Also selbst Bienen züchten und ein oder (meist) mehrere Bienenstöcke in ihren Garten halten wollen.
Letzteres hat natürlich den Vorteil, dass Sie sich selbst mit Honig, Gelee royal, Propolis oder auch mit Bienenwachs versorgen können und ggf. sogar über Ihren Eigenbedarf hinaus Honig verkaufen.
Die Sache ist nur die – wenn Sie selbst Bienen halten wollen, werden Sie sich entscheiden müssen zwischen hohem Ertrag an Honig, Gelee royal und Propolis und natürlicher Bienenhaltung. Beides zugleich geht nicht. Darauf kommen wir gleich noch mal zurück, zunächst aber die einfachste Form, sich die sprichwörtlich fleißigen Bienen in den Garten zu holen:
Wildbienen im Garten ansiedeln
Wenn es Ihnen nur darum geht, Ihre Obstbäume und andere Blüten befruchten zu lassen, Honig nicht besonders lecken finden oder ihnen der ganze Aufwand der Imkerei eine Nummer zu viel ist – lassen Sie natürlich besser die Finger von der Imkerei.
Was Sie tun können, um Wildbienen in Ihrem Garten anzusiedeln, ist dann vor allem folgendes:
- Stellen Sie ein oder mehrere Bienenhotels in Ihren Garten. Diese bieten den Bienen, aber auch anderen Insekten Schutz vor Wind und Wetter. Auch als Hilfe zum Überwintern sind größere Bienenhotels geeignet.
- Pflanzen Sie möglichst zahlreiche und artverschiedene Blumen, Kräuter und Kräuter spiralen als Bienenweide an. Monokultur – als Gegenbeispiel – bedeutet immer auch die Gefahr, dass die Bienen verhungern.
- Für eine üppige Bienenweide kommt es nicht so sehr auf ganz bestimmte Blüten an, sondern vor allem darauf, dass Sie dafür sorgen, dass die fleißigen Bienchen das ganze Jahr über ausreichend Nahrung, sprich Blütenpollen finden.
- Und als Tipp für eine Pflanze, über die sich Ihre Wildbienen freuen werden: Pflanzen Sie einen Bienenbaum. Die auch als Duftraute bekannte Pflanze kommt aus China, verströmt einen intensiven lieblichen Geruch. Und, was das entscheidende ist. Blüht viele Monate lang – bis in den Oktober hinein. Hungertod Gefahr für Ihre Bienen, Wildbienen und Hummeln? Over!
Bienen züchten und halten
Kommt es Ihnen – was Bienen betrifft – in erster Linie auf einen möglichst hohen Ertrag an Honig, Propolis etc. an, dann werden Sie sich vermutlich für die mehr oder weniger intensive Imkerei entscheiden.
Damit ist gemeint, dass Sie die Instinkte des Bienenvolkes gezielt ausnutzen und beeinflussen können. Eine besondere Rolle spielt dabei der instinktiv festgelegte Schwarmtrieb von Bienen. Natürlicherweise teilt sich ein Bienenschwarm unter günstigen Witterungsbedingungen. Für die Regeneration eines Bienesvolkes ist der sogenannte Schwarmtrieb natürlich sinnvoll. Der Ertrag an Honig allerdings leidet mehr oder weniger stark, wenn sich ein Bienenvolk teilt.
Um Bienen – möglichst effektiv im Sinne von Honig Ertrag zu halten, sollten Sie mindestens folgendes haben:
- Eine Bienenkiste bzw. Magazinbeute, bestehend aus Zargen, Bienenwaben und Rähmchen und Zargen. Eine Magazin-Beute können Sie sich selbst bauen oder auch komplett – wenn Sie wollen sogar samt Bienenvolk und Bienenkönigin.
- Mindestens ein Bienenvolk bzw. Bienenschwarm. Auch einen Schwarm können Sie entweder selbst einfangen oder im Imkereibedarf bzw. einschlägigen Internetportalen kaufen.
- Sie müssen sich natürlich auch eine Bienenkönigin zulegen. Betonung auf eine Bienenkönigin. Denn für jedes Bienenvolk gibt es immer nur eine Bienenkönigin. Sollten in Notzeiten weitere aufgezogen worden sein, verlassen diese entweder den Bienenstock, indem sie einen neuen Schwarm bilden oder sie werden vernichtet. Eine reicht also.
- Außerdem natürlich brauchen Sie für den Anfang auch noch Schutzbekleidung wie Bienen-Handschuhe und einen Bienenhut und Gerätschaften wie Stockmeißel und Bienenabkehrbesen.
Kompromiss: Extensive Imkerei oder naturnahe Bienenhaltung
Die eben kurz beschriebene Bienenhaltung hat sich weltweit schon seit vielen Jahrzehnten als die effektivste Form, Honig zu erzeugen, durchgesetzt. Sie hat allerdings unübersehbare Nebeneffekte: Intensive Imkerei schwächt die Gesundheit eines Bienenvolkes.
Jeder mechanische Eingriff in das natürlicherweise perfekt eingespielte Geschehen bedeutet Stress für die Bienen und ihre eine Bienenkönigin. Da der Honig dem Bienenvolk ja eigentlich als Nahrung dient, ist die Ersatznahrung bzw. Zufütterung (Zucker) eben auch für die Bienen ein minderwertiger Ersatz. Zudem hat sich mit der intensiven Bienenhaltung auch das Problem der Milben eingestellt, welchem wiederum mit Oxalsäure begegnet werden soll.
Was tun? Fakt ist, dass bei vollständig natürlich gehaltenen Bienenvölkern eine Verlustrate von ca 90% der Honigernte einkalkuliert werden muss.
Insofern bieten sich Zwischenlösungen an – die seit einigen Jahren im Sinne einer ökologischen Bienenhaltung praktiziert werden.
Eine ökologische oder naturnahe Bienenhaltung versucht, möglichst viele der natürlichen Gewohnheiten von Bienen zu rekonstruieren bzw. beizubehalten:
- Auf Zufütterung zum Beispiel wird verzichtet,
- Ebenfalls darauf, Jahr für Jahr die alte Bienenkönigin durch eine neue zu ersetzen. Natürlicherweise kann eine Bienenkönigin bis zu vier Jahren Ihr Bienenvolk mit Nachwuchs – sprich: Arbeitsbienen versorgen.
- Statt dessen wird den Bienen wie oben beschrieben eine Bienenkiste angeboten, sodass sich die Honigwaben, anders als in einem hohlen Baum etwa, mit wenig Aufwand entnehmen lassen.
- Und natürlich: Es wird auch nur so viel Honig entnommen, dass keine Zufütterung mit Zucker notwendig ist.
Welche Behausungen sind für naturnahe Bienenhaltung geeignet?
Natürlicherweise siedeln Bienenvölker sich gern in hohlen Baumstämmen an.
Ein Baumstamm bietet Schutz vor Kälte und Wind. Beides, Wind, Kälte und erst recht Unwetter wie insbesondere Hagel, vertragen Bienenvölker einsichtigerweise nicht gut.
Früher wurden die – vergleichsweise zu heute – wenigen Bienenvölker denn auch in hohlen Baumstämmen gehalten. Bzw. die Imker gingen eben dort hin, wo Bienen sich angesiedelt hatten und entnahmen nur so viel Honig, wie sie brauchten.
Nur: Hohle Baumstämme gibt es, wie wir wissen, gerade in der Nähe von Siedlungen und Gärten, heutzutage nicht allzu viele. Und extra einen Baum aushöhlen wollen Sie sicherlich auch nicht, schonmal weil das dem Baum nicht gut bekommen würde.
Ein Bienenkasten, wie natürlich auch ein Bienenwagen oder Bienenhäuser kann für die Bienen an Stelle eines Baumes die nötige Wärme und auch Schutz bieten. Bienenkästen gibt es im Imkereibedarf zu kaufen.
Bei Bienenwagen sieht das schon anders aus. Sie waren in der DDR sehr beliebt und zogen – zum Beispiel – von Rapsfeld zu Rapsfeld. Der Aufwand, mit dem Wagen durch die Gegend zu reisen, rechnet sich heute meist nicht mehr. Aber der Wagen selbst ist durchaus gut geeignet, um so manchem Bienenvolk eine Heimat anzubieten.
Über Kleinanzeigen zum Beispiel kann man solche Bienenwagen auch ergattern. Ist Ihr Garten bzw. Anwesen groß genug, brauchen Sie nur noch ein geeignetes Plätzchen für den Bienenwagen finden.
Bienenhäuser gab und gibt es auch noch vereinzelt. Sie sind natürlich auch gut als Wohnung für eine große Anzahl von Schwärmen geeignet. Nur braucht man für ein solches Bienenhaus heutzutage in aller Regel eine Baugenehmigung.
Flexibel ist man als Imker mit so einem Bienenhaus eben auch nicht. Und dann rechnet sich ein Bienenhaus einfach nicht mehr.
Der ideale Standort für einen Bienenstock
Unabhängig von intensiver oder extensiver oder natürlicher Bienenhaltung stellt sich nun noch die Frage nach dem idealen Standort für einen Bienenstock.
Ob Bienenwagen, Bienenhaus oder Bienenkasten, die Behausung sollte in jedem Fall an einer Stelle platziert werden, an dem das Bienenvolk gut vor Winden geschützt bleibt. Ideal für einen Bienenstock bzw. eine Bienenkiste ist eine Südwest- bzw. Südost- Ausrichtung. So bekommen die Bienen das Maximum an Wärme, das ihr Garten zu bieten zu hat.
Gegenanzeige: An Stellen in denen sich Kälte stauen könnte (Senken z.B.) fühlen Bienen sich nicht wohl.
Eine üppige und das ganze Jahr reichliche Bienenweide als Nahrungsquelle ist extrem wichtig. Und denken Sie auch noch an sauberes Wasser in Reichweite. Wasser in Rechweite der Arbeitsbienen, das wird oft vergessen, gehört ebenfalls zur Beschreibung eines idealen Standortes für einen Bienenstock.
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